Sonntag, 18. Mai 2014

Berlin ist gut für uns?


Eine Woche vor dem großen Wahlereignis in Sachsen-Anhalt kam eher spontan die Idee zu diesem Brief mit dem merkwürdigen Titel und dem Foto, welches scheinbar so wenig Bezug dazu hat.
Doch haben wir kommenden Sonntag einmal wieder die Möglichkeit, sozusagen ganz unten zu bestimmen, wer vor Ort und in ganz Europa welche politischen Akzente mit unserem Mandat gestalten soll.
Und warum nun "Berlin ist gut für uns?"?

Etwas planlos ordnete ich dieser Tage wieder einmal mein Dokumentenarchiv, in welchem sich manches auch Lokalpolitisches aus den letzten - sagen wir mal  - 15 Jahren befindet, was längst in Vergangenheit geraten ist. Z. B. die Geschichte des Werdens und Wollens des Bioparks Gatersleben, eine Story großer Irrwege, überzogener Versprechungen und hohltönender Phrasen. Als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet!

Doch darum geht es jetzt nicht, sondern um ein Interview, welches der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts Reiner Haseloff (CDU) am 20. November 2011 der Mitteldeutschen Zeitung  unter dem Titel "Berlin ist gut für uns" gewährte.
Es war u. a. die Antwort auf einen Bericht von WELT Online unter dem Titel "Wo in Deutschland die Dörfer sterben", in welchem Sachsen-Anhalt bis 2060 ein Rückgang seiner Bevölkerung um 42 Prozent prognostiziert wurde. Der stärkste zu erwartende Bevölkerungsrückgang aller Bundesländer.

Natürlich fragte man den Ministerpräsidenten, wie die Politik dagegen steuern könnte und Herr Haseloff schwang sich zu einigen Aussagen auf, die mich heute erneut schaudern lassen. Zwei seien herausgegriffen, aber am besten Sie lesen mal das Ganze.

"Es wächst quasi tagtäglich die Überdimensionierung der Infrastruktur. Wir müssen anfangen, frühzeitig Dinge anzupassen oder auch vom Netzt zu nehmen. Klärwerke und Kanäle beispielsweise. Das wurde in den 1990er Jahren geplant, als ganz andere Prognosen zugrunde gelegen haben. Die damals entstandenen Lasten müssen jetzt immer weniger Menschen schultern."
Oder:

"Wenn wir den ländlichen Raum erhalten wollen, sind für mich zwei Dinge entscheidend: Straßen und Internetanbindung. Denn sogar Arztbesuche lassen sich ja schon teilweise - denken Sie an die Auswertung von Blutdruckmesswerten - online erledigen. Die dafür notwendige Infrastruktur muss sein [...]. Vielleicht nicht in dem Standard, den sich jeder wünscht, aber durchaus so, dass man von Daseinsvorsorge sprechen kann."

Es gäbe hier noch mehr zu zitieren, was einem die Haare zu Berg stehen ließ, lesen Sie unbedingt selbst. Z. B. die Geschichte von Haseloffs Mutter, die dank Internet ganz genau weiß, wann morgens der Bäcker ins Dorf kommt. Wo schwebt denn Reiner Haseloff?

Nun, das erneut Gelesene gab mir erneut zu denken. Darf man am kommenden Sonntag bei den Wahlen der CDU Sachsen-Anhalts vor allem auf regionaler Ebene auch strategisch gesehen das politische Machtprimat wieder zuweisen?

Ich denke nein.